Übergewicht bei Haustieren – Wie gefährlich ist es wirklich?

Fettleibigkeit bei Hunden und Katzen ist ein zunehmendes Problem – und nicht nur eine Frage der Optik. Laut der Ludwig-Maximilians-Universität München sind rund 52 % aller Haustiere in Deutschland übergewichtig oder fettleibig (1). Das hat direkte Folgen für die Lebensqualität und Lebenserwartung unserer Vierbeiner. In diesem Artikel erfährst du, was Adipositas bei Haustieren bedeutet, welche Ursachen dahinterstecken und wie sich Übergewicht auf die Gesundheit deines Hundes oder deiner Katze auswirkt.

Fulya Şafak
Med. vet. Fulya Safak
April 22, 2025

Dieser Blogartikel wurde von einer Tierärztin und Mitgründerin von Petleo mit viel Herz und Fachwissen verfasst. Wir geben unser Bestes, um dir fundierte und hilfreiche Informationen bereitzustellen – aber natürlich sind wir nicht unfehlbar. Wenn du dir Sorgen um dein Haustier machst oder unsicher bist, zögere bitte nicht, deine Tierarztpraxis aufzusuchen.

Zur Petleo App

Was ist Adipositas?

Adipositas ist eine krankhafte Zunahme der Körperfettmasse. Man unterscheidet zwischen:

  • Übergewicht: 10–20 % über dem Idealgewicht
  • Fettleibigkeit (Adipositas): mehr als 20 % über dem Idealgewicht

Da Gewicht und Körperbau je nach Rasse, Alter, Geschlecht und Tierart variieren, ist die Diagnose von Adipositas nicht immer einfach – der Blick auf das Idealgewicht allein reicht oft nicht aus.

Ursachen für Übergewicht bei Hunden und Katzen

1. Erkrankungen

Hormonelle Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) oder Cushing-Syndrom (Hyperadrenokortizismus) können zu Gewichtszunahme führen. Auch Medikamente wie Kortison fördern Appetit und Fetteinlagerung.

2. Genetik

Manche Rassen sind besonders anfällig für Übergewicht:

  • Hunde: Mops, Labrador Retriever, Golden Retriever, Cavalier King Charles Spaniel, Dackel, Cocker Spaniel
  • Katzen: Manx, Europäische Kurzhaarkatzen

3. Geschlecht

Weibliche Hunde haben laut Studien ein höheres Risiko für Adipositas, da sie von Natur aus mehr Körperfettgewebe haben.

4. Kastration

Nach einer Kastration sinkt der Stoffwechsel, während der Appetit steigt – was oft zu einer Gewichtszunahme führt, besonders bei Katern (2).

5. Alter

Mit zunehmendem Alter sinken Aktivitätslevel und Grundumsatz, was das Risiko für Übergewicht erhöht:

  • Bei Hunden besonders zwischen 5 und 11 Jahren
  • Bei Katzen zwischen 5 und 19 Jahren

Was kannst du gegen Übergewicht tun?

Ernährung und Diät

Die Art der Fütterung hat großen Einfluss:

  • Meide fett- und kalorienreiche Snacks und Tischreste.
  • Setze auf hochwertiges, kalorienreduziertes Futter.
  • Reduziere oder vermeide ad libitum-Fütterung bei Katzen, also das ständige Bereitstellen von Futter (2).

Tipp: Übergewicht entsteht meist langsam – kleine Anpassungen in der Ernährung können langfristig viel bewirken.

Bewegung und Aktivität

Körperliche Aktivität ist ein Schlüssel zur Gewichtskontrolle:

  • Integriere regelmäßige Spaziergänge, Spielzeiten oder Hindernisparcours in den Alltag.
  • Katzenspielzeug oder Interaktive Futterbälle animieren auch Stubentiger zu mehr Bewegung.

Auch Tierhalter spielen eine Rolle

Studien zeigen, dass auch das Verhalten des Menschen einen Einfluss hat:

  • Enge Bindung zu Katzen kann zu Überfütterung führen, oft als Reaktion auf Miauen oder Nähe (3).
  • Bei Hunden zeigt sich das Gegenteil: Weniger Bindung = weniger Bewegung, was zu Gewichtszunahme führt (4).

Falsche Interpretation:

  • Viele Halter deuten Miauen als Hunger – und geben unnötig Futter, was langfristig das Verhalten der Katze verändert und Fettleibigkeit begünstigt.

Mögliche Folgeerkrankungen bei Übergewicht

Fettleibigkeit kann nicht nur Erkrankungen auslösen, sondern bereits bestehende Beschwerden verschlimmern. Häufige Begleiterkrankungen:

  • Diabetes mellitus
  • Orthopädische Erkrankungen (z. B. Arthrose)
  • Atemwegserkrankungen (besonders bei kurzschnäuzigen Hunden wie Möpsen)
  • Insulinresistenz
  • Kardiologische Probleme
  • Erhöhtes Risiko für Hitzschlag (5)
  • Tumorerkrankungen, insbesondere Mammatumoren
  • Probleme bei Narkosen
  • Harnwegserkrankungen
  • Nicht-allergische Hauterkrankungen

Fazit: Übergewicht ist behandelbar – und vermeidbar

Adipositas gehört zu den häufigsten, aber auch am besten vermeidbaren Erkrankungen bei Haustieren. Der erste Schritt ist, das Problem anzuerkennen und sich mit dem eigenen Einfluss als Tierhalter auseinanderzusetzen.

Wenn du den Verdacht hast, dass dein Hund oder deine Katze übergewichtig ist, sprich mit deinem Tierarzt. Gemeinsam könnt ihr die richtige Strategie zur Gewichtsreduktion finden.

Bleib dran – im nächsten Artikel zeigen wir dir, wie du Übergewicht bei Haustieren erkennen, behandeln und langfristig vermeiden kannst!

Tierarzt-Termin vereinbaren

Quellen:

1 – Weeth, L. P. (2016). Other risks/possible benefits of obesity. Veterinary Clinics: Small Animal Practice, 46(5), 843-853.
2 – Courcier, E. A., et al. (2010). Prevalence and risk factors for feline obesity. J Feline Med Surg, 12(10), 746-753.
3 – Kienzle, E., et al. (2001). The human-animal relationship and overfeeding in cats. Compendium on Continuing Education for the Practicing Veterinarian, 23(9), 73-7.
4 – Kienzle, E., et al. (1998). Feeding behavior and the human–animal relationship in owners of normal and obese dogs. The Journal of nutrition, 128(12), 2779S-2782S.
5 – Bruchim, Y., et al. (2006). Heat stroke in dogs: risk factors for death. J Vet Intern Med, 20(1), 38-46.